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Das Such-und-Finde-Verfahren verwendet vier Basis-Regeln. Sie beziehen sich auf die Forschungsperson selbst, den Forschungsgegenstand, die Datensammlung und die Datenanalyse. Im Einzelnen:
Regel (1). Die Forschungsperson soll offen für Alternativen sein. Es kann nötig sein, ihr Vorverständnis zu ändern, falls die Daten dem entgegen stehen. Dies ist eine schwierige Aufgabe, wenn „vested interests“ oder allgemeine Ideologie Anderes behaupten, wenn es auch einsichtig und leicht erscheinen mag, dieser Regel zu folgen. Die Wissenschaftsgeschichte zeigt, dass es in einigen Fällen hunderte von Jahren bedurfte, neue und besser an die Daten angepasste Sichtweisen zu finden. Die Humanwissenschaften und die Sozialforschung tragen immer noch die Überreste falscher Annahmen mit sich herum. Zum Glück gibt es aber auch eine Reihe richtiger wissenschaftlicher Annahmen. Die Regel (1) soll die Forschungsperson warnen, dass eine grundlegende Änderung der Beurteilungskriterien möglicherweise nötig ist und verhindern, dass sie das Forschungsprojekt schon deswegen aufgibt, weil die Daten nicht in Übereinstimmung mit den Annahmen zu bringen sind.
Regel (2). Der Forschungsgegenstand ist vorläufig, er kann sich während der Forschung verändern. Die Annahmen über ihn können falsch gewesen sein. Aber: Wenn ich etwa suche, finde ich vielleicht etwas Anderes, Verschiedenes. Kolumbus fand nie den Seeweg nach Indien. Äther als alles verbindende Substanz wurde nie nachgewiesen. Gold konnte alchemistisch nie hergestellt werden, aber das Porzellan wurde dabei gefunden. Weder die Erde noch die Sonne sind das Zentrum des Universums. Die Befolgung dieser Vorläufigkeits-Regel kann Schwierigkeiten verursachen, wenn Forschungsgelder zum Studium eines bestimmten Problems zur Verfügung stehen und ein anderes Problem sich auftut, das mit dem ersten in Beziehung stehen mag oder auch nicht. Man soll. deswegen den Gegenstand zu Beginn der Forschung nicht zu eng definieren und offen sein für die Möglichkeit seiner Veränderung.
Regel (3). Die zu sammelnden Daten sollen „maximal strukturell variierte Perspektiven“ abbilden. Sie sollen den Gegenstand von so vielen Seiten zeigen als denkbar. Nimmt die Forschungsperson an, dass Daten aus anderen Quellen verschieden von den vorhandenen sein könnten, sollte sie dieser Annahme folgen und sie im Verlauf der Forschung berücksichtigen. Variation ist gefordert, nicht Bestätigung einer bestimmten Sichtweise. Wenn auch seltene oder ungewöhnliche Sichtweisen in die Analyse eingeschlossen werden können, wirkt sich das unmittelbar auf die Gültigkeit der Analyse aus.
Regel (4). Man soll die Gemeinsamkeiten unter diesen maximal verschiedenen Daten suchen. Die Analysetechnik dafür muss meistens geübt werden. Die Forschungsperson sollte sich das Problem dabei vergegenwärtigen. Unser gegenwärtiges Wirtschaftssystem und unsere Konsumideologie betonen wie selbstverständlich die Unterschiede zwischen Waren und Individuen. Forschende sollten gleichwohl versuchen, gewissermaßen gegen den Trend, die Verbindung zwischen den Daten zu erforschen, das zu erkennen, worin sie ähnlich sind, also den Wald hinter all den Bäumen zu sehen. Der Prozess der Abstraktion von den verschiedenen Konkretheiten sollte zur Entdeckung der Struktur des Gegenstandes führen und nach weiteren Schritten zur Theorie.
Der Forschungsprozess ist dialogisch, die Ergebnisse können auf Validität, Reliabilität und Geltungsbereich geprüft werden.
Der Beitrag stellt das Verständnis der Enstehung von Theorien aus der Sicht der qualitativen Heuristik dar.
Kleining, Gerhard (2003). Wie Theorie aus Daten entsteht. Für Qualitative Psychologie Nexus III/ Tagung Blaubeuren Oktober 2003, 10. Juli 2003; 663 words.
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Grundlegender Aufsatz zur qualitativ-heuristischen Sozialforschung, der das Ziel, die Grundregeln und den Prozess der Forschung darstellt und begründet.
Kleining, Gerhard (1982, 2001, 2003). Umriss zu einer Methodologie qualitativer Sozialforschung. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 34, 224-253. [Durchgesehene Version 2003; pdf-Format, 121kb]
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Der Text betrachtet das qualitative Experiment in seiner Entstehung und Entwicklung als psychologisches Forschungsverfahren.
Kleining, Gerhard (2004). Die Entstehung der Methode des qualitativen Experiments und ihre Anwendung in der frühen Entwicklungspsychologie. 17 Seiten, 69 Abschnitte.
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Tagungsbericht der Tagung "Qualitative Psychology: Research Questions and Matching Methods of Analysis" in Perlora, Spanien, 25.-27. Oktober 2002.
Gürtler, Leo (2003, January). Conference Note: Third Workshop "Qualitative Psychology: Research Questions and Matching Methods of Analysis" [34 paragraphs]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 4(1). Available at: http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-03/1-03tagung-guertler-e.htm [Date of Access: 10/10/2004].
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Der Aufsatz erörtert den Vorgang der Generalisierung durch das Verfahren der qualitativen Heuristik und beschreibt ihn am Beispiel der empirischen Untersuchung von Gefühlen.
Burkart, Thomas; Kleining, Gerhard (2006): Generalisierung durch qualitative Heuristik. Für die Publikation über den Workshop "Generalisation in Qualitative Psychology" [pdf-Format, 140kb]
Thomas Burkart und Gerhard Kleining (2007), Generalisierung durch qualitative Heuristik. In: Leo Gürtler, Mechthild Kiegelmann und Günter L. Huber (Eds.). Generalization in qualitative psychology. (pp. 37 -52). Tübingen: Ingeborg Huber Verlag.
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Verschiedene Aspekte und verschiedene Phasen des Auswertungsprozesses
werden diskutiert und auf Folgerungen für die Ergebnisse wird hingewiesen
Harald Witt (2014): Überlegungen zur Auswertung qualitativer Interviews. (7 Seiten, pdf-Format, 336kb)
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